Wasserräder in Niedersfeld

Nutzung der Wasserkraft der Ruhr

Niedersfeld, urkundlich zuerst 1329 erwähnt, ist der erste Ort an der Ruhr, die etwa 6 km oberhalb des Dorfes entspringt. Die Ruhr war 
vor allem früher für Niedersfeld und Umgebung eine wichtige Lebens­ader. Schon etwa 3 km hinter der Quelle trieb das Ruhrwasser die Mahl­steine der Ruhrmühle bis Anfang des 20. Jh. an. Weiter flußabwärts, direkt oberhalb unseres Dorfes, arbeitete bis in die dreißiger Jahre des  20. Jh. "Schoppegehanns Mühle", die später noch als Dreschtenne in Nutzung stand.
Nur wenige Meter talabwärts wurde über Jahrhunderte das Ruhrwasser zum Betrieb der Eisenhütte des Dorf es genutzt. Dieser Ortsteil heißt noch heute "Auf der Hütte". Eisenerzgewinnung, Verhüttung und Verar­beitung (Hammerwerke, Nagelschmieden u.a.) haben im oberen Sauer­land eine bedeutende Rolle gespielt. Mehrere Stollen in unserer Gemar­kung zeugen noch heute von diesem einstmals verbreitetem Gewerbe.

1809 gilt die Hütte als aufgegeben. Kurz vor dem Zusammenfluß von Ruhr und Hille, oberhalb der Kirche, liegt die heute noch tätige Mühle des Dorfes. Schon in der Türkensteuerliste von 1565 wird "Der Möller" erwähnt. Sie wurde früher als Mahl- und Ölmühle betrieben.

Auf dem Gelände der jetzigen Tankstelle entstand 1872 ein Textilbetrieb der Firma Ewers, der leider dem "Textilsterben" 
nach dem 2. Weltkrieg zum Opfer fiel. Eine Wasserkraftanlage an der Ruhr ermöglichte es ab 1880 die Fabrik zu mechanisieren und weiterhin Maschinen für Wäscherei und Appretur zu nutzen. Unterhalb dieses Standortes und der Bundesstraße liegt das Gelände der früheren Hammermühle, in der das in der Hütte erschmolzene Eisen mit wassergetriebenen Hämmern weiter zu Roheisen verarbeitet wurde.

Das Wasserrad an dieser Stelle weist darauf hin. Die Fabrikation bestand in der Herstellung von Schmiedeeisen, besonders Stabeisen. 

Der letzte Besitzer des Hammers, Heinrich Geilen, starb 1878. Er beklagte in einem Schreiben von 1832 an den Oberpräsidenten die schlechte wirtschaftliche Lage der Sauerländer Hütten und Hämmer und führte dies auf die billigere englische Ware zurück. Der Zusammenbruch der einheimischen Fabrikation war nicht mehr aufzuhalten. 

1857 produzierten im Kreisgebiet des Altkreises Brilon nur noch 2 Hämmer in Bigge und je einer in Züschen und Niedersfeld, während viele Hämmer zwar noch existierten aber nicht mehr produzierten wie die in Alme, Hoppecke, Hallenberg, Wulmeringhausen, Siedlinghausen und Steinhelle. Dieser Niedersfelder Hammer arbeitete ursprünglich mit zwei Frischfeuern, also zwei Wasserrädern. Fünf Arbeiter "fabrizierten" 1857 mit einem Frischfeuer 300 Zentner Eisen mittels Holzkohlen im Wert von 1650 Thalern. Später wurde auf diesem Gelände die 2018 bis auf die Grundmauern niedergebrannte Sägemühle errichtet, die zunächst mit Wasserrädern arbeitete, dann aber endgültig auf Elektrizität umstellte. 
Heute nutzt nur noch die Mühle der Dorfmitte die Wasserkraft zur Stromproduktion. Bleibt noch zu erwähnen, daß 1844 nur wenige Meter oberhalb dieses Standortes im "Schalöbchen" ein Kalkofen errichtet wurde, an dem sich 17 Solstättenbesitzer beteiligten. Da das Kalkgestein teils von auswärts angefahren werden mußte, schloß diese Kalkbrennerei schon nach einigen Jahren wieder den Betrieb. 

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