Vom Bauern- an den Kaiserhof

Wie der Niedersfelder Heinrich Kempen in den Adelsstand erhoben wurde

Im bay­rischen Erbfolgekrieg, im österreichisch-türkischen Krieg vor Belgrad, im Koali­tionskrieg gegen Frankreich, bei der Wiedereroberung von Mainz und bei der Belagerung von Landau vor rund 200 Jahren, und während der Napoleonischen Kriege zeichnete sich der Sauerländer Heinrich Kempen so aus, daß ihn Kaiser Franz 1815 in den erblichen Adelsstand erhob. Mit dem von Hein­rich Kempen gewünschten, auf seine sauerländische Heimat weisenden Symbol „von Fichtenstamm": Ein silbernes Schild mit aufge­setzter Krone, darin das Bild einer vom Bande umrahm­ten grünen Fichte, wurde sein Adelswappen. Und das seines Sohnes Johann Frei­herr von Fichtenstamm, der in Kaisers Diensten noch mehr Ruhm erreichen sollte.  Dieser sauerländische Haudegen, vor dem selbst Napoleon Respekt hatte und vergeblich versuchte, ihn gefangen zu setzen, wurde im 17. April 1743, also vor fast genau 250 Jahren, im oberen Ruhrtal in Nieder­sfeld als Sohn der Bauersfamilie Kempen geboren. Beim Abbruch des Ge­burtshauses im Jahre 1931 - es trug die Jahreszahl 1597 - fand man in einer Truhe die Waffen eines österreichi­schen Rittmeisters und eines Generalfeldzeugmeisters mit dieser Aufschrift: "Des Hausgenossen Heinrich Kempen Säbel und seines Sohnes Jo­hann Degen. Sie trugen die Waffen in Ehren." Nach dem Auffinden der Waffen hatten sich die Hei­matforscher auf die Spuren derer von Kempen von Fich­tenstamm - Vater und Sohn - begeben. Was dabei heraus kam, hört sich wie eine lan­ge abenteuerliche Geschich­te an. Heinrich Kempen, er war 24 Jahre alt, ließ sich im Herbst 1767 mit anderen Bauerssöhnen im oberen Ruhrtal vom Waldecksehen Dragonerregiment anwer­ben. Vom Korporal bis zum Rittmeister arbeitete er sich empor. Er nahm an dem Bayrischen Erbfolgekrieg in Böhmen auf österreichischer Seite gegen den Preußenkö­nig teil, zeichnete sich besonders im zweiten Türken­krieg bei Belgrad aus und vor 200 Jahren im Koali­tionskrieg gegen Frankreich bei der  Wiedereroberung von Mainz und der Belage­rung von Landau. 
Heinrich von Kempen bekam dann die Aufgaben in Böh­men, für die kaiserlichen Truppen für den Nachschub von Rekruten und Pferden zu sorgen, was ihn dann besonders in den Befreiungskriegen gegen Napoleon offensichtlich ausgezeichnet gelang. Für seine Tapferkeit als Soldat und Offizier hat ihn Kaiser Franz 1815 in den erblichen Adelsstand erho­ben.
Er erwarb ein kleines Bauerngut, starb 84jährig in Ölmütz in Mähren,

ohne je­mals seine sauerländische Heimat wiederzusehen.
Von seinen 5 Kindern wurde Sohn Josef Chef der österreichischen Aritillerie in Italien und General, wäh­rend sein Sohn Johann eine noch steilere Karriere als sein Vater Heinrich machen sollte. Als hoher Rangoffi­zier wurde er 1813 bei Dres­den gegen Napoleon wegen Tapferkeit hoch belohnt und dem Generalstab zugeteilt. Bekannt wurde er da­nach auch durch seine glücklichen Maßnahmen für die kaiserlichen Soldaten gegen die Cholera.
Mit 50 Jahren war er Bri­gadekommandeur in Italien, hat während der Belagerung von Wien im Revolutions­jahr 1848 entscheidende Maßstäbe gesetzt. Dazu schrieben Wiener Histori­ker: "Dem General Johann Freiherr von Fichtenstamm verdankte Österreich 1849 ihre Wiederaufrichtung als Doppelmonarchie nach dem Umsturz 1848."' 
Er wurde 1851 Militärgou­verneur und Oberster Poli­zeichef von Wien und war somit dem Kaiser wie ein Minister unterstellt. Mit dem Orden der „Eisernen Krone erster Klasse" war die Erhebung in den Freiherrn­stand verbunden. Die unbestrittene „Sauberkejt seiner Amtsführung und Gediegen­heit seines Wesens brachte ihm zwar viel Anerkennung, aber auch Feinde. Sei­ne Gegner brachten ihn 1859 zum Sturz: der Kaiser ließ ihn fallen; obwohl der Sohn des Sauerländers Heinrich Kempen, Johann, sogar bei der Wiederauffindung der von Kossuth vergrabenen ungarischen Krone 1853 maßgeblichen Anteil hatte. Er starb am 29. November 1863 auf seinem Gut Schwarzau bei Wien. Wenn auch 1854 in den Freiherrn­stand erhoben, vom König von Preußen und Zaren ausgezeichnet, Ehrenbürger von Wien und Preßburg, hat er seine sauerländische Heimat nicht vergessen. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts besuchte er Niedersfeld und übergab der Kapelle eine Kopie der Rubens'schen Kreuzabnahme (heute im Pfarrhaus). In sei­nem Heimatort Schwarzau erinnerte ein Ölgemälde des strohgedeckten Stammhau­ses seiner Vorfahren in Nie­dersfeld an seinen Vater Heinrich Kempen. In Niedersfeld wurde zum Gedächtnis der beiden Kem­pen auf dem Hof des Stammhauses die alte Linde "Kempen-Linde" genannt. Den Säbel seines Vaters und seinen Degen sandte seiner­zeit Hohann in das Geburts­haus seinen Vaters. Die Heimatstube Nie­dersfeld verwahrt heute die Bilder von Vater und Sohn und ein Waffenstück. Ange­hörige der Familie leben je­doch heute in Niedersfeld nicht mehr. 

Heinrich Kempen von Fichtenstamm

Der 1743 geborene Niedersfelder wurde 1815 von Kaiser Franz von Österreich in den erblichen Adelsstand erhoben.

 

Johann Freiherr von Fichtenstamm

Sohn des Heinrich von Fichtenstamm, erlangte noch mehr Ruhm und wurde zum Freiherrn ernannt.

 

Haus Kempen

Haus Kempen, Wohnsitz des Freiherrn von Fichtenstamm, wurde 1910 gebaut. 

Elternhaus von Heinrich Kempen

Handes Haus, im Jahr 1597 errichtet, war das Elternhaus von Heinrich Kempen. Es wurde 1931 abgerissen.

Elternhaus von Heinrich Kempen

Handes Haus, im Jahr 1597 errichtet, war das Elternhaus von Heinrich Kempen. Es wurde 1931 abgerissen.

Elternhaus von Heinrich Kempen

Handes Haus (Mitte), im Jahr 1597 errichtet, war das Elternhaus von Heinrich Kempen. Es wurde 1931 abgerissen.