Flachsverarbeitung

Von der blauen Blume zum Leinenstoff

Flachs wurde früher von jeder Familie in Niedersfeld zur Herstellung von Leinenstoff angebaut. Diesen brauchte man zur Herstellung von Kleidung, Bett- und Tischwäsche und vielem mehr.

Von der einjährigen Pflanze mit den hübschen blauen Blüten bis zum fertigen Wäschestück war es aber ein weiter Weg.

  • Am 100. Tag des Jahres wurde der Flachs ausgesät. Nach weiteren 100 Tagen, wenn die Wurzeln abgestorben waren, wurde er dann gerauft, also geernet.
  • Danach wurden die Samenkapseln, die für die Herstellung der Leinenfäden nicht gebraucht werden, mit dem Riffelkamm entfernt. Die Samen nutzte man zur Aussaat im nächsten Jahr, zur Ölgewinnung oder als Viehfutter.
  • Anschließend wurden die Flachsstängel zu Bündeln gebunden und entweder auf dem Feld stehend durch Regen und Tau oder im Wasser liegend geröstet. Bei diesem Verrottungsprozess wurde der Halm spröde, wodurch er sich besser weiterverarbeiten ließ.
  • Als nächster Verarbeitungsschritt erfolgte das Brechen des Flachses mit der Breche. Dabei wurde die Halmstruktur zerstört und holzige Teile trennten sich von den Flachsfasern. Danach wurden weitere holzige Teile mit Schwingmesser und Schwingbock entfernt.
  • Mit Hechelnkämmen verschiedener Größen und in verschiedenen "Feinheitsgraden" wurden die Flachsfasern dann immer wieder gehechelt, d.h. gekämmt. Dabei wurden längere, qualitativ hochwertigere Fasern, von kürzeren, minderwertigeren Fasern getrennt, die aber dennoch weiter verarbeitet wurden.
  • Auf Spinnrädern wurden die Flachsfasern dann zu Fäden gesponnen.
  • Als letzter Schritt erfolgte das Weben der Fäden auf dem Webstuhl. Zum Abmessen der Fadenlängen wurde oft eine Haspel verwendet.

Folgende Videos zur Flachsverarbeitung können wir empfehlen:
https://www.youtube.com/watch?v=R_iR39DbNXQ
https://www.youtube.com/watch?v=VxEjVCXzQNk 

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Altes Schulplakat

Auf dem Plakat wurden der Anbau und die Verarbeitung von Flachs anschaulich mit Hilfe vieler Illustrationen erklärt.

Breche

Mit der Breche wurden die Flachsstengel gebrochen, sodass die Flachsfasern sich von den holzigen Teilen der Pflanze trennen ließen.

Hechel

Mit der Hechel wurden die Flachsfasern gekämmt. Kurze, minderwertige, und lange, hochwertige Fasern wurden dadurch voneinander getrennt.

verschiedene Geräte zur Flachs- und Wollverarbeitung

Von links nach rechts: Eine Strickmaschine, ein Flachsspinnrad, ein Wollspinnrad und eine Haspel.

Spinnräder

Mit Spinnrädern wurde die Flachs- und Wollfasern zu Fäden gesponnen. Im Hintergrund ist das Flachsspinnrad, im Vordergrund das Wollspinnrad zu sehen.

Spinnräder

Man kann gut die gehechelten Flachsfasern erkennen.

Haspel

Mit der Haspel konnte die Länge eines Flachsfadens abgemessen werden.

Haspel

Eine weiterer Typ Haspel zum Abmessen der Garnlänge.

Webstuhl 

Mit Hilfe des Webstuhls wurde aus den Flachsfäden der Leinenstoff hergestellt.

Der Webstuhl wurde von Webmeister Horst Ranalli (†) restauriert und wieder funktionsfähig gemacht.

Der Webstuhl wurde von Webmeister Horst Ranalli (†) restauriert und wieder funktionsfähig gemacht.

Gewebter Stoff

Am Ende des Verarbeitungsprozesses stand das Weben.

Kleidung und Haushaltstextilien

Aus Leinen gefertigte Stücke.

Geschichte  "Die alten beiden Leinenhemden" öffnen

Wenn man im Winter durch die Straßen ging, konnte man aus den Häusern das Klappern des Webstuhls hören.