Die Cramer - Aus der Mühle zum Gasthof

1827-2002

Als "die erste Mühle an der Ruhr" wurde die Niedersfelder Mühle zum ersten Mal im 16. Jahrhundert erwähnt.
In der Türkensteuerliste von 1565 wurde ein "Möller" aufgeführt, der einen halben Goldgulden zu entrichten hatte, die Türkensteuer diente als Reichssteuer u.a. zur Finanzierung der Kriege gegen die nach Europa vorrückenden Türken.
In den Urkunden im Graugreben-Archiv zu Bruchhausen taucht die Niedersfelder Mühle im Jahre 1584 auf und auch in den Landsteuerlisten von 1664 erscheint ein "Möller".

1738 taucht der Name Cramer zum ersten Mal in unseren Kirchenbüchern auf. Johannes Cramer, der am 10. Januar 1738 starb, muss aus dem benachbarten Waldeck oder Hessen stammen. Das stimmt mit der örtlichen Tradition überein, laut welcher die Cramer aus Goddelsheim kommen.

Dort aber ist der Stammsitz derer von Gaugreven, die die Niedersfelder Erbleihmühle hatten und diese an Pächter verlehnten. Ein solcher wird ein Cramer gewesen sein. Wahrscheinlich war schon dieser erstgenannte Cramer Johannes, Beständer der Niedersfelder Mühle.

Von Caspar Cramer, der 1739 Anna-Maria Menke freite, ist der Beruf als „Müller“ bezeugt. Man darf ihn wohl als den Sohn des Johannes annehmen, denn dazu passt es, dass er kurz nach dem Tod des Vaters heiratete.

Der Müller Caspar Cramer wie auch sein Sohn Heinrich starben beiden „in den besten Jahren“, ehe die Söhne großjährig waren und so wechselte der Inhaber der Erbleihmühle öfters auf den Bruder oder Neffen des Vorgängers.

Längst war die Abhängigkeit von den Gaugreven gelöst. Sohn Heinrich (1746-1799) baute die Niedersfelder Mühle 1785 neu, er wurde 1799 unter dem Mühlrad tot gefunden. Aus der Ehe mit Maria-Katharina Kordes stammen acht Kinder.

Schließlich blieb die Mühle in einer Seitenlinie. Nach dem Tod der Familie Heinrich Cramer, welcher der letzte Müller der Cramers war, fiel die Mühle mitsamt ihrer Ländereien als Erbe der Kapellengemeinde Niedersfeld zu.

1892 erwarb Josef Richard aus Hauxleben sie mit Garten zum Preis von 10.050 Goldgulden. Im Jahre 1900 ehelichte Heinrich Hankeln sen. die einzige Tochter von Josef Richard. 1935 übernahm dessen Sohn Heinrich Hankeln jun. die Mühle und übergab sie 1973 an Adolf Schleimer. Heute leitet die Mühle dessen Sohn Werner Schleimer mit seiner Frau Rita.

Angetrieben wird die Mühle mit Wasserkraft. Hierzu wurde ein Graben von ca. 1,5 km Länge angelegt, der zu 50% von der Ruhr und zu 50% von der Hille gespeist wird. 1934 wurde eine Turbine eingebaut, die das Wasserrad ablöste. Diese Turbine treibt heute noch die 1,5 Tonnen Roggen-Rückschüttmaschine an. Zusätzlich wird ein Generator zur Stromerzeugung durch Wasserkraft in Betrieb gesetzt.

Müllerssohn Johann wendet sich dem einträglichen Leinenhandel zu. Er heiratete 1815 Anna-Katharina Schmidt und kaufte 1817 das „Groeten Haus“ von Caspar Ittermann einschließlich Ländereien, Bauerei mit Vieh und Gespannen. 1836 wurde das Haus zu einem Gasthof ausgebaut.

1850 überschrieb Johann Cramer das Anwesen auf den Sohn Christoph (1821-1895), der sich mit Sophie Padberg aus Hildfeld verheiratete.

Mit den wachsenden Verkehr wuchs auch der Besuch des Gasthofes. 1893/94 entstand der Neubau des Gasthofes aus der ehemaligen Hofstätte Behlen.

Sohn Johann-Heinrich (1853-1918) heiratete 1894 Anna Frisse (Nordenau) aus dem Gasthof Frisse. Bis zum ersten Weltkrieg pflegte das Haus Cramer vorwiegend Durchgangsverkehr mit Aufenthalt von nur wenigen Tagen. Die Landwirtschaft und das Ladengeschäft wurden weiter betrieben.

Das alte Haus (Stammhaus) wurde 1954 abgebrochen. Hubert Cramer, der Sohn (1898-1933),  übernahm den Betrieb im Jahr 1922, er heiratete 1927 Thea Koch aus Niedersfeld.

Nach dem frühen Tode 1933 des jungen Gastwirts übernahm dessen Vetter, Paul Jacobs, die Leitung des Gasthofes und der Landwirtschaft. Im Jahr 1947 heiratete er Huberts Witwe Thea, die Försterstochter, geb. Koch.

Hans-Dieter, der Sohn des Hauses erhielt die hotelfachliche Ausbildung und vermählte sich mit Rita, geb. Knickenberg. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Dirk, Ruth und Dorothe – die sechste Generation des Hauses.

Sohn Dirk übernahm Anfang der 2000er-Jahre den Hotelbetrieb nach fachlicher Ausbildung im Hotel Bareiss, Baiersbronn (Schwarzwald) als Koch.

2008 wurde das Hotel verkauft.

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